STIFTE ALS KUNSTGEGENSTÄNDE? ELBWOOD IST HAMBURGS MARKE FÜR EDLE SCHREIBGERÄTE

The Heritage Post 09-2021

Stifte als Kunstgegenstände? Zweifler konnten dieses Konzept kaum glauben, bis Frank Pressentin die ersten beiden seiner maßgefertigten Stifte verkaufte. Der Hamburger hat seinen guten und sicheren Arbeitsplatz aufgegeben, um dem Weg des Handgemachten zu folgen. Er versteht sich dabei als Künstler und gestaltender Handwerker mit seiner Marke Elbwood – The Hanseatic Penmaker.

Ein toller Artikel über ELBWOOD - die Hamburger Marke für hochwertige Schreibgeräte in:  The Heritage Post 09-2021 / Text • Stefanie Kobayashi | Fotos • Marcel Bock und Florian Läufer

 

Frank Pressentin hat sich einfach ein Boot gebaut – als Ausgleich zu seiner eigentlichen Arbeit als Erzieher. Er hatte eine sozialpädagogische Einrichtung mit 50 Mitarbeitern mit aufgebaut, eine sichere Sache in leitender Position, die er bis zur Rente so hätte durchziehen können. Doch ehe er sich versah, saß er nur noch über Excel-Tabellen, was ihn nicht mehr glücklich machte. Also sammelte er alle möglichen Informationen über den Bootsbau zusammen, suchte sich einen Mentor und legte 2014 los.

„Das wichtigste Werkzeug ist ein Stuhl,“ lernte Frank bei seinen Recherchen. Denn bei solch einem großen Projekt muss man sich auch einfach mal hinsetzen und auf eine Eingebung warten. Die Eingebung kam, allerdings mit einem anderen Gedanken: „Oha, wenn ich fertig bin, was mache ich denn dann?“ Das nächste Boot? Dann bräuchte er ja eine größere Halle. Beim Träumen, wo er mit seinem selbst gebauten Boot – das im letzten Jahr fertig geworden ist – denn hinfahren wolle, kamen ihm die Logbücher der Kapitäne in den Sinn und so landete er beim Schreiben. Einen Drechselkurs für Stifte später hatte Frank Pressentin ein neues Hobby gefunden und eine schöne Aussicht: Viel kleiner, aber auch in Handarbeit.

Noch neben seiner eigentlichen Arbeit eröffnete der hanseatische Stiftemacher einen kleinen Laden, der wie ein Schaukasten geplant war. An zwei Tagen und nach Terminvereinbarung geöffnet. Im Nachhinein stellte er fest, was es für ein Aufwand war, das Geschäft zu betreiben und im Hamburger Hafen seine Vitrine zu putzen, parallel zum Job und seiner Werkstatt zuhause. Aber gleichzeitig hatte er großes Glück mit seiner Nachbarschaft. Ein Geigenbauer war direkt nebenan und so wurden gemeinsame Veranstaltungen realisiert, unter anderem kleine Konzerte mit Elbphilharmonikern. Der Laden war also gut fürs Renommee und gelebte Marktforschung. So stellte Frank fest, dass es Kunden gibt, die seine maximal individualisierten Stifte sehr schätzen, aber dass er auch, um nachhaltig erfolgreich zu werden, ein Produkt braucht, dass Mann direkt mitnehmen kann. Einige Leute wollen eben dann kaufen, wenn ihnen etwas gefällt und nicht noch mehrere Wochen warten.

Den Laden hat Frank mittlerweile wieder abgegeben, da er ihn aus der Balance brachte. Ein Rückschritt? Absolut nicht, denn diese Entscheidung und die Erfahrung, die er mit dem Geschäft gemacht hatte, führten dazu, dass er sich nun vollends auf Elbwood in seiner heimischen Atelier-Werkstatt konzentrieren wollte. Natürlich gab es Zweifler im Freundes- und Familienkreis, die sich nicht vorstellen konnten, dass Menschen bereit sind, für einen maßgefertigten Stift vierstellige Beträge auszugeben. Durch eine erlesene Auswahl an Metallen wie beispielsweise 935 Silber, Mokume-Gane-Damast und Kupfer, besondere Höl- zer wie Ebenholz und Lebensbaum oder auch feines Ebonit setzt Frank Wünsche in Unikate um. „Ich arbeite – wie ein Bildhauer – aus dem vollen Material und bevorzuge Werkstoffe mit Charakter.“ Es ist ein Prozess, der so lange dauert, dass es teuer werden muss. Dementsprechend sind die Elbwood Stifte keine banalen Alltagsgegenstände, sondern angewandte Kunstobjekte für den täglichen Gebrauch. Die Menschen in seinem Umfeld, die ihn wirklich gut kennen, unterstützten ihn mit dem Wissen: „wenn wir ihn nicht lassen, wird er nicht glücklich.“

Für die Ungeduldigen – aber auch als Basisedition – entstand neben den Wunschanfertigungen dann noch der Pocketmaster, ein handgefertigter Füllfederhalter in Kleinserie mit reduzierter, eleganter Formensprache aus gebürstetem Messing. Mit 55 Gramm liegt der geschlossen zehn Zentimeter kleine Stift schön schwer in der Hand und er gleitet über das Papier wie ein Schiff durchs Meer mit seiner exklusiv für Elbwood gefertigten JoWo- Schreibfeder aus 18k Gold oder Edelstahl. Die Federn sind auch der einzige Handgriff, den Frank Pressentin aus dem Haus gibt. Weitere Kleinserien, darunter auch ein Kerzenleuchter aus Messing, werden in Kürze dazukommen.

The Hanseatic Penmaker liebt Materialien mit „Eigensinn“ und demnach werden sich seine Stifte mit der Zeit verändern, schöner werden und Geschichten erzählen können. Wer das nicht mag, der kann sie wieder aufpolieren. „Emotionen übertragen sich über die Hand aufs Werk“ und das gilt sowohl bei der Fertigung als auch beim Schreiben.