INSPIRATION GESCHICHTE - EIN FÜLLFEDERHALTER FÜR HAMBURGER KAUFLEUTE
Zu den typischen Gerätschaften eines Kaufmannes im 16. Jahrhundert gehörten Tinte, Papier und Federkiel sowie die Goldwaage zum schnellen Überprüfen der Münzen und zum Festhalten der gezählten Ergebnisse. Liefen die Geschäfte gut wurde sich vom Verdienst edles Tafelsilber gekauft, welches in großen hölzernen Schränken aufbewahrt und nur zu besonderen Anlässen hervorgeholt wurde. In schwierigen Zeiten konnte das Geschirr wieder eingeschmolzen werden und diente somit als krisensicherer Notgroschen.
Seltene Hölzer und edle Metalle waren damals wie heute begehrte und wertbeständige Handelsware. Ihre Weiterverarbeitung und Veredelung überlässt man Spezialisten, Handwerkern und Künstlern - Meistern Ihres Faches. In deren Händen entstehen kleine Schmuckstücke und Statussymbole welche vom Kaufmann gerne zur Unterstreichung seines Standes, seine Erfolges und seiner Seriosität verwendet werden.
Den Hamburger Kaufleuten sagt man nach, dass diese Ihren Reichtum eher nicht mit prunkvollem Pomp nach außen zeigen. Ehrlichkeit, Transparenz und Hanseatisches Understatement gelten als Tugenden soliden Handelns. „Ein Handschlag ist ein Handschlag“ darauf sind die Hanseaten bis heute stolz.
Das Streben der Hanseaten nach einem Ideal.
Die Wertschätzung von Material, Handwerk und Tradition.
Solidität gepaart mit dem Bedürfnis nach etwas Schönem.
Massives Gold und Silber als funktionale Wertanlage.
Luxus der nicht überbordet und einen Sinn erfüllt.
Diese Punkte haben mich inspiriert einen Füllfederhalter zu fertigen, der aufgrund seiner Materialität und der zurückhaltenden Form viele dieser histroischen Ansätze in sich vereint. Hinzu kommt noch der heute so viel wichtiger gewordene Nachhaltigkeitsgedanke. Deshalb gibt es meine Objekte nur auf Wunsch.
Ich glaube, dass Kunsthandwerk die einzig wirklich substanzielle Art der Luxusgüter-Herstellung darstellt. Industrielle Massenproduktion kann hier nicht mithalten - egal was deren teure Hochglanzwerbung verspricht. Der Mensch hat sich schon immer gerne mit schönen Dingen umgeben. Wirklichen Wert können diese aber nur enthalten, wenn klar ist Wer sie, Wo und Wie gefertigt hat und welche Materialien verwendet wurden.
LONGCAP Füllfederhalter aus Mahagoni und massivem 935er Silber mit 18K/750er Gelbgoldfeder, teilweise mit Rhodium überzogen
14. September bis 20. November 2022
Die II. Biennale angewandter Kunst im Museum für Hamburgische Geschichte fällt mit dem 100jährigen Geburtstag des Museums zusammen. Grund genug für die Handwerkskünstler*innen Hamburgs, dem Haus am Holstenwall ihre Reverenz zu erweisen und den Blick auf die bewegte Vergangenheit der Stadt zu richten. Konkret wählten die Künstler*innen aus der Dauerausstellung des Museums ein bestimmtes Exponat oder Ereignis, mit dem sie sich intensiv auseinandersetzten, um es in einer eigenen Arbeit zu reflektieren. Die Ausstellung zeigt die aktuellen Arbeiten angewandter Kunst in unmittelbarem Bezug zu den Sammlungsobjekten und führt durch alle Abteilungen. So treffen Geschichte und Gegenwart immer wieder aufeinander und entwickeln überraschende Dialoge.
